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BUCH 1:
BUCH 1:
Sieben Schlüssel - Das Erbe der Rebellen
Kapitel
1 – Die Entführung
Levin
Levin wachte auf. Sein Herz raste. Jemand war gerade
in sein Haus eingebrochen. Geräuschlos stieg er aus dem Bett und bedeutete
seiner Frau, still zu bleiben. Vorsichtig öffnete er die Holztür und schritt in
den dunklen Flur hinaus. An der Wand lehnte seine Spitzhacke, mit der er in den
Mienen am Kristallhang arbeitete. Er griff nach ihr und schlich nach vorne zum
Treppenabsatz. Levin konnte den Wind draußen pfeifen hören und fühlen, wie die
Kälte langsam in die Stube drang. Er umfasste den Griff der Hacke und hielt
seinen Atem an. Dann ging er hinunter, um nach dem Einbrecher zu sehen. Die alten
Holzdielen knarzten verräterisch unter seinen Füßen, was ihm den Schweiß auf
seine Stirn trieb.
Die Tür lag aus den Angeln gerissen am Boden. Er hörte
ein metallenes Rascheln, es folgte Stille. Dann rührte sich draußen etwas.
Levin atmete tief durch und presste seine verschwitzten Finger um den Holzgriff
der Spitzhacke. Vor ihn trat ein Mann, der Mitte zwanzig zu sein schien. Er
trug kein Hemd obwohl harscher Winter das Erior Tal regierte. Unter seine Haut
waren unzählige Muster gestochen, wie es bei Gefangenen üblich war. Über seine
Schulter hatte der Fremde lässig einen kleinen Streitflegel geworfen. Mit einem
bedrohlichen Grinsen im Gesicht stand er vor Levin, ehe er sich zum Tisch
wandte. Er kippte einen Stuhl zur Seite und setzte sich. Unmittelbar
verfinsterte sich die Miene des Fremden.
»Levin, bring mir sofort den Jungen. Es geht um Leben
und Tod. Aber nicht um meines, sondern um unser aller«, sagte er kalt, sein
Blick war noch finsterer geworden.
Levin wusste nicht was er sagen sollte, zu verwirrt
war er von der Erscheinung des jungen Mannes. Noch nie hatte er eine Gestalt
wie ihn gesehen. Doch irgendetwas an ihm wirkte bekannt, nahezu vertraut. Als
Levin verstand, dass der Fremde seinen Sohn Henry mitnehmen wollte, ging er mit
seiner Spitzhacke auf den Tätowierten los. Blitzschnell sprang dieser auf und
presste den langen Holzgriff seines Streitflegels gegen den der Hacke. Die
Spitze seiner Hacke bohrte sich beinahe in das Gesicht des Fremden. Dieser
stieß einen Schrei aus und warf Levin über den Tisch. Ehe er aufstehen konnte,
zertrümmerte der junge Mann den Tisch mit seinem Streitflegel. Levin blickte
ehrfürchtig auf. Für den Jüngeren schien das ein Leichtes gewesen zu sein. Er
stand Furcht gebietend da, in der Hand der lange Holzstab mit der
zweigliedrigen Kette, an der die dornenbewehrte Kugel pendelte. Levin hatte
noch nie um Leben und Tod kämpfen müssen. Erst recht nicht mit einem
aggressiven Jüngling, der voller Tatendrang zu sein schien. Er schloss kurz die
Augen und schluckte seine Angst hinunter.
»Schluss! Wenn du mir nicht hilfst, dein Kind in
Sicherheit zu bringen, kommen andere Männer. Ausgesandt von einem religiösen
Wahnsinnigen namens Salazar. Und die töten deinen Sohn«, sagte der Angreifer
einschüchternd.
Seine Augen funkelten als er eine Stahldorne mit
seinem Zeigefinger umkreiste. Langsam ging er einen Schritt auf Levin zu. Das
Rascheln der Kette war ihm unbehaglich. Seine Hände zitterten, als er in die
Augen des fremden Mannes sah. Ich bin doch nur ein Bergknappe. Levin
fasste Mut und erhob seine Stimme, die Spitzhacke hielt er schützend vor seinem
Körper.
»Du lügst!«, schrie er und machte mit breiter Brust
einen Schritt auf den Einbrecher zu.
»Ich lüge nicht! Mein Name ist Ivar Hennes. Denk gut
über diesen Namen nach, schau mir ins Gesicht und du wirst dich an mich
erinnern«, antwortete sein Gegenüber und streckte ihm seinen Kopf entgegen.
Levin sah den Blonden misstrauisch an. Es traf ihn wie
der Blitz.
»Ivar? Was wollen diese Männer?«
Er wusste nicht, ob er dem Mann trauen sollte,
schließlich war er gebrandmarkt mit Mustern, die Sklaven und Gefangenen unter
die Haut gestochen bekamen.
»Jetzt ist keine Zeit für Erklärungen, sie sind
bereits auf dem Weg«, sprach Ivar verärgert.
»Du wirst mir noch mehr erzählen müssen, damit ich dir
Glauben schenke. Aber du siehst dem Ivar den ich einmal kannte durchaus ähnlich…«, gab Levin zu.
Er war ernsthaft verblüfft, als er in dem
aufgebrachten Gesicht des Fremden die Züge jenes Burschen ausmachte, den er von
früher zu kennen vermochte.
»Ich weiß, ich sehe wie ein Verbrecher für dich aus,
aber ich bin gekommen um dich zu warnen. Wenn ich dein Kind entführen wollte,
wärst du schon längst tot. Jetzt hol deine Familie«, sprach Ivar.
Er hatte dabei solch einen durchdringenden Blick, dass
Levin ihm glaubte. Er stieg über die Trümmer des Tisches, die Spitzhacke mit
festem Griff umschlungen und lief nach oben. Er rief seine Frau. Sie wartete
zitternd hinter einer Ecke, blass vor Schreck. Sie hatte alles mitangehört. Sie
traute dem Fremden nicht, doch Levin fürchtete sich vor der vermeintlichen
Wahrheit, die sich hinter Ivars drängenden Worten verbarg.
»Ich werde unseren Sohn beschützen und wenn ich dabei
sterbe«, sagte Levin entschlossen.
Yvette sah ihn besorgt an und legte ihre Hände auf
sein Gesicht. Tränen flossen über ihre Wangen als sie ihn küsste. Er umarmte
sie und dann gingen sie in das Zimmer des Kindes. Henry versteckte sich unter
seinem Bett, eingehüllt in eine löchrige Decke. Levin holte ihn hervor und nahm
ihn in die Arme.
Als sie die Stufen hinunter kamen, erwarteten sie drei
weitere Männer. Alle waren in schwarz-rote Lederrüstungen gekleidet, auf denen
ein rotes Emblem prangte. Ihre weinroten Umhänge wehten bedrohlich im Wind und
boshafte Augen blitzten unter ihren Kapuzen hervor. Die Orte von drei
Schwertern funkelten Levin entgegen. Seine Frau erschrak fürchterlich, als sie
die Kerle erblickte. Er legte seinen Arm fest um sein Kind und stieg einige
Stufen hoch. Ivar stellte sich den Dreien entgegen. Der kleine fette Mann mit
der Rüstung trat nach vorn und schien Ivar gar nicht zu beachten.
»Rück den Jungen raus Bauerntölpel, dann lassen wir
dich leben«, sagte er mit gleichgültigem Ton.
Henry weinte und zitterte an Levins Brust, seine
kleinen Hände hatte er fest um seinen verschwitzten Hals geschlungen. Seine
Frau nahm das Kind und lief nach oben.
»Was wollt ihr von meiner Familie? Verschwindet, ihr
Pack!«, schrie Levin.
»Glaub mir, wir wissen alles über dich und dein
jämmerliches Leben. Aber wir sind gnädig und erlösen dich gerne davon. Liegt
dir jedoch etwas daran, dann übergibst du uns besser den Jungen. Dann wird dir
und deiner lieben Yvette nichts passieren«, sagte einer der Eindringlinge
scharf.
Er schmunzelte und machte noch einen Schritt auf Ivar
zu, die beiden anderen Soldaten folgten ihm.
◆◆◆
Ivar
Ivar setzte sein typisches Grinsen auf. Er streckte
seinen Streitflegel vor das Gesicht des Fettsacks. Die Kugel pendelte
beängstigend und die Stahldornen glänzten im Feuerschein der Fackel, die einer
der Soldaten hielt.
»Ihr Drei solltet euch lieber schleunigst aus dem
Staub machen. Das könnte unschön werden, wenn ihr mich noch weiter reizt«,
sagte Ivar höhnisch.
Er fuhr sich über den schmalen, silbernen Nasenring,
der in seinem Nasenflügel steckte. Die Männer lachten. Ivar liebte es
provoziert zu werden, es entfachte seine Entschlossenheit.
»Was will denn dieser halbnackte Kerl? Los jetzt
Männer!«
Ivar zögerte nicht länger und ging zum Angriff über.
Er attackierte den Vordersten mit einem linken Haken. Sie kämpften sich durch
den Raum und Ivar landete einen weiteren Treffer im fetten Gesicht des Mannes,
welcher daraufhin zur Tür hinaus fiel. Mit wackligen Beinen richtete er sich
auf und wischte sich das Blut vom Kinn.
»Auf ein Tänzchen, mein Freund?«, rief Ivar und
hechtete zur Tür.
»Jetzt hast du es dir verscherzt mein Lieber!«, rief
der beleibte Soldat als er hereinkam.
Er packte Ivar am Kopf und schleuderte ihn nach
draußen. Ivar rappelte sich auf. Er war unachtsam gewesen. Ich muss alles
tun um den Jungen zu schützen. Es reicht ein guter Treffer um den Idioten
schachmatt zu setzen, dachte er. Er konzentrierte sich und fixierte sein
Gegenüber. Langsam schlichen sie im Kreis, jede Bewegung des Feindes im Auge.
Der Fettsack schwenkte angeberisch sein Schwert. Er lachte, wodurch seine neu
gewonnene Zahnlücke zum Vorschein kam. Ivar wich einen Schritt zurück, schwang
seinen Streitflegel und hämmerte auf den Ausgesandten ein. Der Mann in der
Lederrüstung wehrte die Kugel ab. In der Dunkelheit hatte er Ivars
tatsächlichen Angriff übersehen. Er duckte sich und trat dem Soldaten die Beine
weg. Ivar holte noch einmal schwungvoll aus und zertrümmerte den Oberschenkel des
Soldaten. Der Mann schrie vor Schmerz, doch Ivar hatte keine Zeit für
Mitgefühl. Er sammelte sich und rannte geschwind ins Haus um Levin beizustehen.
Seine Spitzhacke brach gerade in Stücke, als Ivar in den Raum stürmte. Einer
der Soldaten lehnte verletzt in einer Ecke, eine lange Blutspur zog sich an der
Holzwand entlang. Der andere versuchte Levin zu töten.
Ivar nahm Anlauf, sprang auf einen Stuhl und rammte
den Angreifer. Sie stürzten beide auf die Holzdielen. Ivar schwindelte, er
versuchte auf die Beine zu kommen. Überraschend gingen die Kerzen im Raum aus,
auch die Fackel erlosch. Eine Eiseskälte durchströmte die Stube und ein
ohrenbetäubendes Donnern erschütterte das Tal. Einen Moment lang geschah
garnichts, dann kehrte eine beunruhigende Stille ein und das Donnern verhallte.
Selbst die Schreie des Verletzten wichen einem leisen Wimmern und verstummten
schließlich. Draußen regte sich etwas, dann schlängelte sich eine langgezogene
Rauchwolke in den Raum. Was bei den Alten Rebellen ist das? Ivar stand
auf, nichtwissend was er tun sollte, geschweige denn was auf ihn zukam. Langsam
kroch der Schatten durch den Raum, zittrig sah er aus als er sich auflöste und
im ganzen Zimmer ausbreitete. Aus heiterem Himmel traf Ivar ein Schlag in die
Seite. Er hustete angestrengt, seine Rippen schmerzten. Ich muss aufstehen
und kämpfen! Den Schatten konnte er nicht mehr entdecken.
Blitzartig hörte er den Rauch vorbeirauschen, kurz
danach einen schrecklichen Schrei. Levin! Der Schatten kroch aus Levins
Körper, als er auf dem Boden aufschlug. Ivar tappte verwirrt in der Dunkelheit
umher. Er hatte vor nichts und niemandem Angst, doch in diesem grauenvollen
Moment änderte sich das schlagartig. Ein Kampf gegen etwas Unbekanntes, einen
Schatten, stand ihm bevor. Noch nie hatte er Derartiges gesehen oder gefühlt.
Eine unbeschreibliche Furcht kroch in ihm herauf, als sich das Wesen näherte.
Seine Haut schien sich in Eis zu verwandeln, während ihm gleichzeitig der
Schweiß in Perlen auf der Stirn stand. Sein Herz pochte wie wild und die Kette
des Streitflegels rasselte in seinen zitternden Händen. Er riss sich
zusammen.
Ivar konnte den Mann neben sich bemerken und schwang
seinen Streitflegel. Er traf Holz und holte noch einmal aus. Er erwischte
jemanden der daraufhin die Dielen küsste. Der Schatten war wiedergekehrt. Ivar
nahm Stellung ein. Er konzentrierte sich auf seinen unförmigen Gegner, bereit
ihm den Garaus zu machen. Gemächlich kroch der Schatten durch den Raum, zur
Türe hin. Ruckartig schlug er Ivars Richtung ein und fuhr pfeilschnell durch
seinen Körper. Ivar stürzte schmerzverzerrt in die Dunkelheit und blieb liegen.
Er krümmte sich und all seine Muskeln verkrampften. Ivar rang nach Atem und
zuckte, Speichel floss sein Kinn hinab. Seine Augen flackerten noch ein letztes
Mal auf. Seine Gedanken waren bei dem Jungen, den er so dringend retten wollte.
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BUCH 2:
Lange Leseprobe von Band 2 als PDF
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Sieben Schlüssel - Geister der Vergangenheit
Kapitel 1 –Veränderungen
Ivar
Es war nun drei Tage her, dass Ivar Deas Schlüssel aus einem
Lederumschlag genommen hatte. Sie hatte keinen Abschiedsbrief hinterlassen oder
erwähnt, warum sie gegangen war. Lediglich ein Satz stand im Inneren des
Umschlags geschrieben: Hüte sie gut. Jedes Mal wenn Ivar ihre Schlüssel
in seinen Händen hielt, fühlten sie sich fremd an, als würden sie ihn abstoßen.
Die Widerstandbewegung war im Aufruhr wegen Deas plötzlichem Verschwinden. Der
neue Führer des Spähtrupps, Caer Alaris Eriathell, hatte es sich zur Aufgabe
gemacht, sie zu finden, war jedoch bis jetzt erfolglos gewesen.
Raye kam
soeben als letzter in den Audienzsaal. Cayn hatte die Rebellen und Fiona
einberufen, um die Lage zu besprechen.
»Warum habt
Ihr mich so dringend hierher beordert? Ihr wisst doch alle, wie ich über die
Sache denke«, sagte Raye mürrisch.
»Ich höre
deine Meinung lieber aus deinem eigenen Mund, Raye«, entgegnete Cayn
freundlich.
»Ich sagte
es euch allen von Anfang an. Dea bringt nur Unheil über uns und ich vertraue
ihr nicht. Und nun hat sie uns im Stich gelassen, die ehrenhafte Dea, um ihre
eigenen Interessen zu verfolgen.«
Tyr
schüttelte verständnislos den Kopf.
»Es ist
unverantwortlich von ihr gewesen wortlos zu verschwinden, das stimmt. Aber sie
macht eine Veränderung durch. Sie wurde gefangen genommen und es wurde etwas in
ihr geweckt, das sie nie an sich selbst sehen wollte. Verstehst du nicht, sie
wollte dem Licht dienen, doch die Schatten haben sie wieder eingeholt. Sie muss
sich schrecklich fühlen«, sagte der Rhaenar.
»Wir alle
machen Schreckliches durch, aber deswegen werfen wir nicht die Schlüssel weg
und verschwinden einfach. Ihr könnt sie gerne zurückholen, dann sage ich ihr
persönlich, was ich von ihr halte.«
»Rede nicht
so über Dea. Wir werden sie finden und wenn nicht, bin ich sicher, dass sie
zurückkehren wird«, sagte Ivar angespannt.
»Wenn sie
nicht vorher dem gestörten Salazar Bürschchen in die Hände fällt und uns alle
umbringt.«
Tyr brachte
sich wieder ein.
»Daran lasst
uns nicht denken. Wir müssen unsere Streitkräfte mobilisieren und uns gegen
einen Angriff von Naerys wappnen. Laut Deas Aussagen ist Arbor geschwächt
worden, als sie mit Nika entkam. Wenn wir angreifen wollen, dürfen wir ihm
keine Zeit geben, sich zu regenerieren«, schlug er vor.
»Richtig.
Caer Alaris und sein Trupp werden weiter nach Dea suchen. In der Zwischenzeit
werden Caeres Fiona und ich einen Plan ausfassen, wie wir Arbor in die Knie
zwingen. Wir könnten dabei gut Eure Hilfe gebrauchen, Rhaenar Tyr«, sagte Cayn.
Er wandte sich wieder an Raye. »Raye, deine Familie wünscht Rache für den Tod
deines Bruders. Wir alle hier wollen, dass sein Mörder seine gerechte Strafe
erhält. Es liegt an dir. Wir brauchen die Unterstützung deiner Familie, wir
brauchen ihr Gold und ihre Schwerter.«
Raye
schnaubte verächtlich.
»Vergesst
es. Ich brauche ihre Hilfe nicht. Sie würden nicht mir helfen, sie
würden es nur für meinen toten Bruder tun. Robyn war zu stolz, um Hilfe zu
erbitten. Ich werde nicht für seine Fehler bei meinem Vater angekrochen
kommen.«
»Dein Stolz hält
dich doch genauso davon ab! Sag mir, wann ist es dazu gekommen, dass Stolz und
Ehre wichtiger sind, als die Leben von tausenden von Menschen? Stolz nützt uns
nun nichts mehr. Dein Vater hat dreitausend Männer in seinem Heer, die Aergard
dringend braucht. Wenn er sein persönliches Gefolge nicht aufgeben möchte,
verstehe ich das. Doch dein Vater hat gute Beziehungen, er könnte…«
»Andere ach
so reiche Lords überzeugen uns beizustehen? Glaubt Ihr tatsächlich, diese
feinen Lords opfern ihre Männer für eine Sache, die sie einen feuchten Dreck
interessiert? Sobald sie von den Deamar hören, werden sie uns nicht einmal
einen Kupfer-Ara geben, sondern sich in ihren Burgen verschanzen und sich
selbst von ihren Männern bewachen lassen. Seid nicht töricht, Caer Livian«,
antwortete Raye abschätzig.
»Du lässt
uns genauso im Stich wie Dea«, sagte Cayn enttäuscht.
Raye knurrte
und verließ den Audienzsaal durch das Fenster. Cayn winkte Ivar und die anderen
hinaus und verblieb mit Fiona, um eine Strategie für die kommenden Schlachten
auszufassen.
Ivar
verschwand wortlos in den Hain der Feste, um Ruhe zu finden. Es war ein heißer
Tag, doch niemand wagte sich hierher, um im Schatten der Bäume zu entspannen.
Die meisten bedrückte wohl die Gruft, die sich im Hain befand. Nachdenklich
setzte er sich ins Gras und blickte den Holzaltar in seiner Nähe an. Es war ein
Wanderschrein. Das letzte Mal hatte Ivar einen in den Wäldern von Gor gesehen.
Gedankenverloren fuhr er über die Narbe unter dem Schlüsselbein, die er den
Dieben zu verdanken hatte. Es kam ihm vor, als wäre das vor einer Ewigkeit
gewesen, dabei war es lediglich sechs Monate her.
Vorsichtig
öffnete er seinen Lederbeutel. Mit spitzen Fingern holte er Deas Schlüsselpaar
hervor. Sie blitzten kühler als die seinen, aber waren schmuckvoller verziert.
Wieder überkam ihn das Gefühl, dass er sie weglegen sollte.
»Dea, wo
bist du nur«, flüsterte er.
Er nahm
plötzlich jemanden hinter sich wahr und fuhr herum.
»Keine Sorge
Ivar, ich bin‘s nur. Kann ich mich zu dir gesellen?«, fragte Tyr freundlich.
Ivar nickte
träge aber sagte nichts. Der Rhaenar ließ sich gemächlich neben ihm nieder.
»Das sind
ihre Schlüssel oder?«
»Es waren
ihre.«
»Dea wird
wieder kommen. Ich habe mein Vertrauen in sie noch nicht verloren. Sie ist eine
von uns«, sprach Tyr in aufheiterndem Ton.
Ivar rupfte
unruhig ein Büschel Gras aus.
»Wie soll
ich ihr noch vertrauen? Jetzt wo die Schatten über uns hereinbrechen, Robyn tot
ist und wir sie am aller meisten brauchen, lässt sie uns im Stich. Sie ist die
einzige, die die Schatten vertreiben kann, sie hat ihr Schwert Elendior. Wenn
ein Wächter auftaucht, sind wir verloren«, sagte Ivar resigniert.
»Es gibt
immer einen Weg, du wirst sehen. Stell dir vor, Dea wäre vor einem halben Jahr
nie am Steinernen Bogen aufgetaucht. Dann müssten wir diesen Kampf jetzt
genauso ohne sie ausfechten.«
»Ich kann
mir nicht vorstellen, sie nicht zu kennen«, rutschte Ivar heraus.
Tyr
überlegte einen Moment, ehe er antwortete.
»Du liebst
sie, nicht wahr?«
Ivar spielte
mit den Schlüsseln und sagte nichts.
»Ich nehme
es dir nicht übel, mein Freund. Es sind harte Zeiten, durch die wir gehen.
Klar, dass dir Dea nun fehlt, ihr habt viel Zeit miteinander verbracht. Mir
fehlt Robyn auch. Ich brauche seinen Rat mehr als je zuvor, doch ich kann ihn
nicht um Hilfe bitten. Wir sind nun unter uns und die Bande zwischen den
Rebellen müssen stärker werden. Es darf nicht passieren, dass uns ein weiterer
Erih den Rücken kehrt. Also mach bitte nichts Unüberlegtes. Respektieren wir
Deas Entscheidung.«
»Ich
verschwinde schon nicht, Tyr. Sie würde das ohnehin falsch verstehen, wenn ich
ihr hinterherlaufe. Mach dir da lieber Sorgen um Raye. Er scheint noch
unberechenbarer als sonst zu sein.«
»Ich denke,
ihn nimmt Robyns Tod mehr mit, als er zugeben möchte. Besser wir behalten ihn
im Auge und versuchen, ihn wieder unter Menschen zu bringen.«
Ivar nickte
bloß.
»Es tut mir
leid, dass ich dich hier so zurücklassen muss, aber ich habe einige
Strategievorschläge, die ich Cayn und Fiona gerne unterbreiten würde«, sagte
Tyr schließlich und verließ den idyllischen Hain.
Am liebsten
wäre Ivar im Selbstmitleid versunken, doch das wäre lächerlich gewesen. Tyr,
Ella und Raye hatten viel schlimmere Verluste erlitten und er saß hier und
starrte Deas Schlüssel an. Mit einem Mal kam er sich dämlich vor. Er sollte
jetzt stark sein, denn er war in einer gewissen Weise das Oberhaupt der
Rebellen. Der, der sie vereint hatte und nun zusehen musste, dass sie auch
vereint blieben. Er nahm sich vor Raye, die nächsten Tage aufzusuchen, um ihm
beizustehen. Das alles diente schließlich einem höheren Ziel - Henry Artos zu
retten und Salazar zu besiegen.
◆◆◆
Emeos
Emeos trieb
sich mit Sagra und Ataxa in den Stillen Wäldern herum. Er wusste, dass er Dea
hier nicht finden würde, dennoch hoffte er, dass seine Wölfe ihre Spur
aufnehmen konnten. Konzentriert blickte er in die Ferne und hoffte irgendeinen
versteckten Hinweis auf ihren Verbleib zu erhaschen. Doch selbst seine
geschulten Augen konnten nichts finden. Zu viele Pferde hatten die Spuren
verwischt, außerdem hatte es am Vortag geregnet. Als er sich hinunterbückte, um
Schwarzkraut abzuzupfen, traf ihn ein stechender Schmerz in der Brust. Er ging
auf die Knie und rang nach Atem. In seinem Kopf hörte er wieder das
ohrenbetäubende Wolfsgeheul. Seine Haut fühlte sich an, als würde das Blut
darunter kochen und er konnte sich kaum noch auf den Knien halten.
»Was
geschieht mit mir?«, rief er verzweifelt.
Er versuchte
aufzustehen und gegen das Gefühl anzukämpfen. Sein gesamter Körper war
angespannt und seine Haut stach, als würden ihn tausend Nadeln durchbohren.
Emeos kämpfte gegen den Schwindel an, doch letztendlich umhüllte ihn das
Schwarz und er verlor das Bewusstsein. Als er zu sich kam, saß Ataxa starr wie
eine Statue vor ihm und durchdrang ihn mit seinen goldenen Augen. Emeos hatte
noch nie Angst vor seinen Wölfen gehabt, doch in diesem Moment wäre er am
liebsten davon gelaufen. Er rappelte sich auf und blickte um sich. Niemand war
hier.
Sagra
tauchte plötzlich im Unterholz auf und hatte einen toten Raben in den Fängen.
»Bring das
zu mir, Sagra.«
Die Wölfin
legte das tote Tier vor seine Füße. Er konnte eine Nachricht daran ausfindig
machen. Flüchtig las er die Schrift und lief sofort in die Stadt zurück. Er
vergaß, was im Wald mit ihm geschehen war und rannte, bis er an den Toren des
Sturmhains angelangt war. Sein Kopf war schwer und er konnte sich kaum
erinnern, wie er hierhergekommen war. In der Feste suchte er aufgeregt nach
Cayn, der noch immer mit Tyr und Fiona im Audienzsaal saß.
»Was ist
denn mit dir los?«, fragte Finn, freundlich wie immer.
»Sagra hat
einen toten Raben in den Stillen Wäldern gefunden. Er hatte eine Nachricht an
seinem Bein. Seht.«
Emeos gab
den Brief an Cayn und dieser las ihn aufmerksam durch.
»Wie es
aussieht ist Varyn IX., der Manthor, tot. Der Geistliche Hochrat hat
entschieden, dass der Hohe Manar Caeseran Thirian Salazar seinen Platz
einnehmen soll. Die Weihung soll in zwei Tagen geschehen«, berichtete der Caer
fassungslos.
Fiona riss
den Mund auf und ausnahmsweise kam kein Schimpfwort heraus. Sie war genauso
verblüfft wie Tyr und Cayn.
»Also hat
Caeseran nur lange genug gewartet, um alle von seinem Können und seiner Macht
zu überzeugen, bis er den Manthor endlich loswerden konnte. Wie einfach er nach
Mithren marschieren und einfach alles niederbrennen konnte, hat sicher seinen
Teil zu seiner Machtdemonstration beigetragen. Außerdem ist er sehr reich. Es
gibt viele Möglichkeiten, wie dieser gottlose Bastardo es dazu gebracht
hat, Manthor zu werden«, giftete Fiona.
»Die
offizielle Meldung wird Aergard bald erreichen. Diese war wohl an Naerys
Salazar gerichtet«, vermutete Tyr.
»Wir werden
warten, was wir in den nächsten Tagen zu hören bekommen. Vielleicht will uns ja
jemand einen Streich spielen«, beschloss Finn.
Emeos
verließ die Gruppe und wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. Sein Herz raste
immer noch wie wild und er hatte keine Erklärung für das, was in den Wäldern
mit ihm geschehen war.
»Alles in
Ordnung?«, fragte Lyras, der gerade mit Lennard um die Ecke kam.
»Mir war nur
etwas schwindelig. Es geht schon wieder.«
»Dann komm
mal besser mit. In der Stadt findet heute die Einschreibung für das
Faustkampf-Turnier statt. Wir wollen sehen, wer mitmacht. Ich würde zu gerne
ein paar feinen Leuten eine aufs Maul verpassen«, lachte Lyras.
»Ein
Faustkampf-Turnier? Ich habe noch nie gehört, dass es so etwas in Mithren gibt.
Buhurte oder Tjoste sind hier beliebter«, entgegnete Emeos überrascht.
»Aber
Buhurte und Tjoste sind was für reiche Leute. Bei diesem Turnier kann jeder
Bauerntölpel mitmachen. Aber auch hier gibt es einen Einsatz, den man zollen
muss. Caeres Fiona hat das Turnier organisiert, weil die Prügeleien in den
Tavernen zugenommen haben. Die Leute geben ihr die Schuld an dem ganzen Leid,
das Aergard wiederfahren ist. Deswegen will Fiona, dass sich die Bürger
abreagieren. Einen Aufstand können wir jetzt nicht gebrauchen«, erklärte
Lennard.
»Na dann
nimmst du wohl teil oder? Ich meine du hast ja ausgiebig in den Schenken geübt
und bist garantiert mitverantwortlich für den dortigen Anstieg der Gewalt«,
lachte Emeos.
Lennard
stemmte die Fäuste in die Hüfte und grinste hinter seinem struppigen Bart
hervor.
»Aber
natürlich. Die sollen sehen, wer die meisten verhauen hat. Ich bin nicht
umsonst der Publikumsliebling.«
»Sehen wir
uns mal lieber deine Gegner an«, sprach Lyras und klopfte ihm auf die Schulter.
Die Massen
drängten auf den Markt, denn dort befanden sich einige Stände, wo die Namen der
Teilnehmer niedergeschrieben wurden und jeder eine Nummer bekam. Es dauerte
eine ganze Weile, bis Lennard und Lyras zu dem Tisch kamen, um sich
einschreiben zu lassen.
Emeos
beobachtete einstweilen die Menge und suchte nach bekannten Gesichtern. Er entdeckte
Ivars desinteressierte Miene, den eigenartigen Viktor Drossos und Lauryn
Calderan. Hinter Lennard stand Caer Taron, der vor kurzem dem Bund des
schwarzen Sees beigetreten war. Sein Bruder diente mit Caer Tjark der
Sicherheit der Stadt. Eloy konnte Emeos jedoch nirgends entdecken.
»Na,
schließt du dich auch dem prügelndem Pack an, Emeos?«, sagte eine bekannte
Stimme.
Als er sich
umdrehte, erkannte er Hadrian Harrachs makelloses Gesicht.
»Ich
begleite nur meine prügelnden Freunde. Was ist mit Euch?«, fragte der
Waldläufer.
»Ich bin ein
vielbeschäftigter Mann, Emeos. Für solche Spielchen habe ich keine Zeit«,
entgegnete er und schnaubte höhnisch.
»Warum seid
Ihr dann hier?«
»Reine
Neugierde.«
»Wenn das
nicht unser Großmeister ist!«, rief Lennard und legte den kräftigen Arm um
seine Schulter. »Ich wollte schon immer einen Ordensmeister windelweich prügeln.
Macht sich bestimmt gut bei den Frauen, wenn ich gegen Euch gewinne. Was sagt
Ihr?«
Hadrian
löste sich aus seiner Umarmung und sah den Rebellen genervt an.
»Bitte, ich
habe …«
»Schiss, ich
weiß. Ich verstehe das, wenn Ihr lieber in Eurem Ordenshaus sitzt und Euch mit
Männern umgebt, anstatt Euch von Frauen bejubeln zu lassen. Jeder wie er
möchte«, zwinkerte Lennard ihm zu.
»Ich suche
nicht die Gesellschaft von Männern«, gab Hadrian trotzig zurück.
Lennard
hatte ihn genau da, wo er ihn haben wollte und lächelte überlegen.
»Trotzdem
habe ich Euch noch nie mit einer Frau gesehen. Schon ziemlich verdächtig.
Außerdem gibt es nur eine einzige Frau in Eurem Orden. Und die ist groß und
stark wie ein Bär und würde mir wahrscheinlich beim Armdrücken den Arm brechen.«
Emeos musste
sein Lachen zurückhalten. Es war zu köstlich, wie Lennard Hadrian vorführte.
Die Gesichtsfarbe des Großmeisters änderte sich schlagartig zu einem
ansehnlichen mohnblütenrot, er knirschte mit den Zähnen. Dann straffte er die
Schultern und gab sich unantastbar wie eh und je.
»Ich weiß
schon worauf du hinauswillst, Rebell. Aber gut, so soll es sein. Du wirst sehen,
wie viele Frauenherzen mir gehören«, sprach Hadrian voller Selbstvertrauen. Er
grinste arrogant und drängte sich durch die Menge. »Aus dem Weg!«, zischte er
und rempelte einen Mann zur Seite. Er schrieb sich für das Turnier ein und warf
Lennard noch einen herausfordernden Blick zu, ehe er entschwand.
»Pah, dieser
aufgeblasene Kugelfisch! Ich hoffe, ich schlage ihm einen Zahn aus, dann war‘s
das mit seiner Makellosigkeit«, sagte Lennard und rieb sich die Hände.
»Der
Großkotz bekommt immer was er will. Ich glaube du hast keine guten Karten«,
meinte Lyras skeptisch.
»Bei den
Kämpfen werden größtenteils Bastarde und ihre Weiber hier aufkreuzen. Und diese
Leute kennen mich aus den Schenken. Zu wem werden sie eher halten, zu einem
Kerl der säuft und vögelt wie sie oder zu einem arroganten Schönling, der einen
Dreck auf diese Leute gibt?«
Lyras zog
überrascht die Augenbrauen hoch.
»Der Punkt
geht dann wohl an dich. Trotzdem musst du ihn im Faustkampf besiegen, das ist
kein Beliebtheitswettbewerb.«
»Aber
Hadrian wird irritiert sein, wenn die Masse meinen Namen ruft und ihn ausbuht.
Es wird mich stärken und ihn schwächen. Ich kenne das aus meinen Tavernen
Prügeleien«, sagte Lennard selbstsicher.
»Verlass
dich mal nicht zu sehr auf deine Theorie, mein Freund«, meinte Emeos.
»Und? Wen
konntest du entdecken?«, fragte Lennard.
»Ivar war
hier, aber er wird nicht teilnehmen. Dafür aber Lauryn, Taron und Viktor,
dieser Stadtverwalter aus Arbor.«
»Keine
Herausforderung also. Wenigstens bleibt noch der Schnösel.«
Die Drei
wurden von einem Menschenauflauf abgelenkt. Den Geräuschen und Schreien nach,
prügelten sich zwei Leute in der Nähe. Lennard und Lyras konnten natürlich
nicht anders und quetschten sich durch die Leute, um näher heranzukommen. Emeos
folgte ihnen augenrollend.
»Du hast mir
mein Gold gestohlen!«, schrie ein ärmlich aussehender Mann.
»Das habe
ich nicht. Du Fettsack hast es wohl verloren!«
Die beiden
gingen aufeinander los und der Dicke brach dem vermeintlichen Dieb sogleich die
Nase. Mit einem schauderhaften Knacken war es geschehen. Der Mann ging
schreiend zu Boden.
»Na warte du
Hurensohn!«, schrie er und rappelte sich auf, sein Gesicht war blutverschmiert.
Emeos lief
nach vorn, um den Streit zu schlichten. Als der stämmige Mann noch einmal
ausholte, trat ein dritter Mann dazwischen und fing den Schlag mit solcher
Geschwindigkeit ab, dass Emeos vor Staunen beinahe die Augen aus dem Kopf kullerten.
»Auseinander«,
sagte der Fremde in scharfem Ton.
»Willst du
dich auch noch einmischen? Verschwinde oder deine Nase ist die nächste!«
»Versuch es.
An deiner Stelle würde ich mich einfach umdrehen und gehen.«
Der
fettleibige Kerl holte erneut aus, doch der andere fing seine Faust ab und
renkte ihm mit einem Ruck den Arm aus.
»Jetzt
kannst du gehen oder hast du vor mit der Linken um dich zu schlagen?«, meinte
der Streitschlichter kühl.
Die Menge
jubelte und die zwei Streithähne gingen getrennte Wege. Der mit dem
ausgekugelten Arm schrie und suchte nach jemandem, der ihm diesen wieder
einrenkte. Lyras lief zu dem Mann, der den Streit mehr oder minder geschlichtet
hatte.
»Das war
ganz schön beeindruckend. So jemandem wie dir würde ich gerne im Wettkampf
gegenüber treten. Ich hoffe, du nimmst teil?«, fragte der Lorellian neugierig.
Der Fremde
musterte Lyras und warf dann einen Blick zu Lennard und Emeos. Er setzte ein
tückisches Grinsen auf.
»Nehmen du
und deine Freunde etwa auch teil?«
»Nur der
breit gebaute Nalahane und ich. Der andere nutzt Gewalt nur als äußerstes
Mittel«, erklärte Lyras mit einem verschmitzten Lächeln.
»Dann muss
ich es nicht bereuen, mich eingeschrieben zu haben. Es gibt anscheinend doch
ein paar würdige Gegner.«
»Aber klar,
Lennard und ich haben‘s faustdick hinter den Ohren! Wir gehen jetzt noch ein
Horn Bier trinken, schließ dich uns an«, schlug Lyras vor.
»Gut, gehen
wir.«
»Wie heißt
du eigentlich?«
»Severian
Exelion. Und ihr?«
»Ich bin
Lyras Scarmante. Ja, du hast richtig gehört, einer der legendären Scarmante
Brüder! Das sind Emeos Thalranian und Lennard Norvin. Wir gehören dem
Widerstand an. Weswegen bist du in der Stadt?«
Severian
zuckte mit den Achseln.
»Ich wollte
mein Glück hier versuchen. Ich hörte, die Stadt steht in einem Krieg mit
irgendjemandem. Ich habe Lust auf ein Abenteuer«, meinte Severian.
»Also bist
du entweder sehr mutig oder einfach nur lebensmüde. Darauf trinken wir«, sagte
Lyras und betrat die Schenke.
◆◆◆
Fiona
Es war Abend
geworden und Fiona lag nackt in ihrem Bett.
»Bring mir
Wein mit.«
Lauryn tat,
wie ihm geheißen und legte sich zu ihr. Fiona nahm ihm den Weinbecher aus der
Hand. Mit ihrem Fingernagel fuhr sie die Narbe in seinem Gesicht nach. Er hatte
sich beim Angriff auf Aergard eine breite Wunde durch einen Schwertstreich
zugezogen. Sie war noch nicht ganz verheilt und Fionas Berührung schmerzte ihn.
Lasziv nahm sie einen Schluck Wein und leerte ihm ein wenig aus dem Kelch in
den Mund.
»Willst du
es wirklich tun?«, fragte er sie.
»Ich muss
es tun.«
»Aber
warum?«
»Ich frage
mich, was noch von mir bleibt, wenn mein Selbstvertrauen und meine Keckheit
schwinden. Nur Egoismus und Selbstgerechtigkeit. Eine Frau, die nach dem Blut
ihrer Feinde lechzt und nichts mehr will, als auf ihren Leichen den Thron zu erklimmen,
um nach den Sternen zu greifen.«
»Du bist zu
hart zu dir. Alles was du getan hast, diente einem höheren Zweck. Es diente
Mithras. Wäre es nicht ein Fehler, das alles wegzuwerfen? Sieh was du erreicht
hast«, sagte er und breitete die Arme aus.
»Sieh was
ich angerichtet habe. Es muss so sein, für Robyn.«
Lauryn
schüttelte müde den Kopf.
»Klingt
beinahe so, als hättest du ihn geliebt. Warum sonst würde man so etwas tun?«
Fiona lachte
und Lauryn blickte verdutzt drein.
»Du Dummkopf
würdest doch auch denken, dass ich dich liebe. Ich habe ihn respektiert.
Und meine Wertschätzung ihm gegenüber resultiert in mein Handeln. Ich werde es
tun.«
»Ich hoffe
du bereust es nicht.«
»Ich bereue ganz andere Dinge«, sagte sie und küsste ihn.
»Ich bereue ganz andere Dinge«, sagte sie und küsste ihn.
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Vielen Dank für's Lesen! Ich
hoffe euch hat es gefallen! :-)
Grüße,
Rayon
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